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Andrea Türk Trio - und das "Halleluja" von Leonard Cohen


Als Andrea Türk die Zuhörer aufforderte, den Refrain beim nächsten Lied mitzusingen, da war schon klar, das es das letzte Lied an diesem wundervollen Abend sein würde. Sie mußte auch gar nichts weiter dazu sagen. Jeder im Saal wußte nach den ersten Akkorden, um was für ein Lied es sich handeln und wie der Refrain zu singen sein würde. Es war auch für mich das berührendste Lied an diesem Abend und eines der schönsten Lieder überhaupt. "Halleluja" von Leonard Cohen. Nicht nur, weil es der Schlußpunkt eines gelungenen Abends war, sondern auch, weil das Lied einen sehr bemerkenswerten Vortrag zum Thema "Wie das Christentum die Welt verändert" von Reinhard Lorenz aus Bergneustadt, abgerundet hatte. 

Sängerin Andrea Türk bei StandUp!
Sängerin Andrea Türk bei StandUp!

Andrea Türk ist in Gesang ausgebildet. Neben vielem anderen übrigens. Das kann man einem Youtube-Video entnehmen. Das sie den Gesang und den Umgang mit der Sprache, auch der plattdeutschen Sprache, liebt, das hört man zweifelsohne aus ihren Liedern heraus. Was sie mit Ihren beiden Mitstreitern Detlef Fänger (Gitarre) und Andreas Frank (Bass) präsentierte, war von höchster gesanglicher und musikalischer Qualität. Das Andrea Türk Trio war zum ersten mal bei StandUp! zu Gast. Und ich hatte mich daaruf gefreut, so ein Liveevent mit der Kamera zu begleiten. Jep! 

Als Fotograf hätte ich mir dafür noch ein etwas akzentuierteres Bühnenlicht und einen ausgewogener Hintergrund- und eine spannendere Kulissengestaltung gewünscht, aber daran läßt sich oft nix machen. Das tat der musikalischen Leistung des Trios aber keinen Abbruch. Ganz besonders gefreut habe ich mich zusammen mit dem Team von StandUp!, dass Andrea und ihre beiden Kollegen sich nicht vom Thema haben abschrecken lassen. Viele Menschen gehen in Deckung oder winken ab, wenn sie Worte wie "Gott" oder "Christentum" hören. Und ich kann sie zum Teil sehr gut verstehen, weil ich es z.T. selbst so erlebt habe. Von Christen enttäuscht und fast traumatisiert schließen sie resigniert von dem Versagen Einzelner auf einen Gott, nach dem sie selber noch nie gefragt oder gesucht haben. Ups... ist das mal der Moment, auch über solch ein Thema ein paar Gedanken zu verlieren? Warum nicht? Also los...

Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass ganz unweigerlich irgendwann jeder einmal an den Punkt gelangt, an dem er sich fragt: "Ist es eigentlich vernünftig zu glauben?" Und dann trifft man meistens eine Entscheidung. Für oder wieder. Als Naturwissenschaftler bzw. angehender Ingenieur war dies zu Beginn meines Studiums eine der brennnensten Fragen. Es erschien mir ziemlich ambivalent. Glaube kontra Ratio? Wollte ich zu den sog. "Ewig-Gestrigen" gehören? Konnte ich als Ingenieur die wissenschaftlichen Erkenntnisse ignorieren? Ich erkannte: Glaube kann zwar nicht wissenschaftlich belegt werden, aber auch die Wissenschaften geben mir letztendlich keine Antworten auf Fragen wie: „Was ist der Sinn des Lebens?“ „ Wer bin ich?“, „Woher komme ich?“, „ Warum bin ich hier?“ Ich würde aber Antworten auf diese Fragen für mich finden müssen. Das war mir klar.

 

Irgendwann war es dann soweit. Gerade auf Grundlage meiner naturwissenschaftlichen Ausbildung ist es für mich total vernünftig, an den Gott der Bibel zu glauben. Und damit war auch meine Sinnfrage beantwortet. Alles andere macht für mich keinen Sinn. Die Welt ohne Gott ist überhaupt keine Alternative. Ich schaue sie mir an, wie sie die Probleme der Menschheit weder in den Griff bekommt, noch sie zu lösen vermag. Im Gegenteil. Ich habe den Eindruck, dass es immer schlimmer wird mit uns Menschen. Und da nehme ich die "Religiösen" nicht aus, denn auch sie sind das, was wir alle sind: Menschen. Wunderbar verschieden und einzigartig gemacht. Von Gott begabt und und bedingungslos geliebt. Jeder - gerade mit seinen Begrenzungen, Schwächen und Fehlern.

Und so komme ich nun zurück zum letzen Song des Abends. Andrea Türk sang das Lied "Halleluja" von Leonard Cohen in einer wunderbaren Interpretation. "Hallelujah" ist hebräisch und bedeutet "Lobt Jahweh" oder mit anderen Worten ausgedrückt: "Ehre sei Gott, dem Herrn". Obwohl die große Mehrheit der Menschen weltweit an die Existenz eines liebenden Gottes nicht glaubt, wird dieses Lied von den Radiostationen, im Fernsehen, auf Youtube und vielen anderen Kanälen überall auf der Welt gespielt, kopiert, gecovert und gesungen. Vielleicht ganz ohne zu ahnen, was es bedeutet: Ehre sei Gott - Halleluja! Das Lied ist ohne Zweifel schon lange im Umlauf und wurde inzwischen von vielen Interpreten neu aufgelegt. Bei jeder Kopie wurde z.T. auch der Text ergänzt oder geändert. Ich möchte dieses Lied in seiner Bedeutung nicht unnötig strapazieren, aber es hat eben vielleicht auch deshalb so einen großen Zuspruch - gerade wegen dem Text, und nicht nur wegen der wundervollen Melodie. In der Originalfassung von Leonard Cohen heißt es in der letzten Strophe:

Ich habe mein Bestes gegeben. Ich weiß, es war nicht viel.

Ich war unfähig zu fühlen, und darum habe ich Kontakt gesucht.

Ich sage die Wahrheit, ich bin nicht gekommen um dir was vorzumachen.

Und auch wenn alles schief gelaufen ist, stehe ich vor Gott mit nichts auf meiner Zunge als Halleluja.

 

Halleluja, Halleluja

Halleluja, Halleluja

Halleluja

 

Krass, oder?

 

So endete der Standup!-Abend mit dem Andrea Türk Trio und einem 5-fachen "Ehre sei Gott". Auch wenn wir Gott letztendlich nicht beweisen können, so entspringt auch der Glaube, wenn es kein blinder Glaube ist, aus der Vernunft und ist sicher mit dem Verstand zu vereinbaren. Der Glauben ist meines Erachtens eine Haltung und das Vertrauen darauf, dass alles einen Sinn hat, auch wenn wir diesen nicht immer, oder vielleicht erst später verstehen.

Letztendlich muss jeder für sich selbst entscheiden, abwägen, nachdenken und zu einem Ergebnis kommen. Für mich ist der Glaube an Gottes Existenz vernünftig. Er gibt mir Halt im Leben, das voller Unsicherheiten und Veränderungen ist. Auch wenn ich Gott nicht sehen kann, so kann ich Ihn doch in meinem Leben ganz real und zutiefst persönlich erleben, etwas von Ihm erkennen in dem Geschaffenen (was ich so leidenschaftlich gerne fotografiere), und mit meinem Verstand in Einklang bringen.

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