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Ein und Alles

 

In wenigen Tagen ist Weihnachten. Draußen ist es ungemütlich nass und kalt. Zeit für ein guten Buch. In lese folgenden Satz:

 

"Gott will, dass wir glücklich sind, aber er weiß, dass wir es nicht wirklich sind, solange wir nicht ganz und gar zu ihm gehören und er unser Ein und Alles ist. Und dieser Prozess der Entwöhnung ist nicht leicht."

 

WOW - was für eine Ansage und was für ein Anspruch.

Aber so erlebe ich es in der Tat. Die Sorgen in unserem Leben sind größtenteils seine Art und Weise, diese Entwöhnung zu bewerkstelligen. Oft hängen wir unser Herz an so viele Dinge, nur eben nicht an Gott. Wir erwarten das Leben von so viel anderem. Mir jedenfalls geht es so. Und sogar die Geschenke, die Gott selbst uns gibt, sie werden uns mitunter wichtiger als er selbst. Aber so soll es nicht sein. Solange wir unser Glück von Dingen abhängig machen, die wir wieder verlieren können, sind wir verwundbar.

 

Das aber ist entscheidend für unser menschliches Dasein. Es ist entscheidend, wenn wir verstehen wollen, was Gott in unserem Leben tut. Wir glauben allen Ernstes, dass Gott vor allen Dingen dazu da ist, uns Glück und ein bequemes Leben zu verschaffen. Es kommt uns nicht in den Sinn, dass unser Denken hier auf dem Kopf steht. Es fällt uns nicht ein, dass Gott unser

Ein und Alles

sein will und solange wir ihn das nicht sein lassen, sind wir keine „wahren“ Menschen.

 

Das erste und größte Gebot lautet, dass wir Gott lieben sollen, mit unserem ganzen sein. Und doch findet man nur ausgesprochen selten jemanden, der so ganz und gar in der Hingabe an Gott lebt. Dafür umso mehr Menschen, die sich auf eigene Faust durchs Leben schlagen. Wir halten die wenigen, die wirklich in Gott aufgehen, für etwas abgedreht. Der Rest, die vielen, die ihr Leben selbst meistern wollen, erscheinen uns dagegen vollkommen normal.

Bitte, versteh mich nicht falsch. Vieles an und in dieser Welt ist gut und wunderschön, obwohl es Teil der gefallenen Schöpfung ist. Und es ist so viel Gutes an dem Leben, dass uns Gott verliehen hat. Der Apostel Paulus sagt in seinem 1. Brief an seinen engen Freund und Mitarbeiter Timotheus in Kapitel 6 Vers 17, „dass Gott uns mit allem reich beschenkt, damit wir es genießen können“. Und beim Prediger Salomo heißt es, „das auch Essen und Trinken und die Früchte unserer Arbeit ein Geschenk Gottes sind“ (Prediger, 2,24).

 

Wir sind dafür geschaffen, Freude am Leben zu haben, aber allzu oft endet es damit, dass wir nicht den Geber verehren, sondern seine Gaben. Wir suchen nach Leben und betrachten Gott als unseren Assistenten bei diesem Unterfangen. Wir regen uns viel eher darüber auf, dass die Dinge nicht nach unseren Vorstellungen laufen, als dass es uns Kopfzerbrechen bereitet, wenn wir fern sind von Gott.

 

Und so muss Gott nun von Zeit zu Zeit und manchmal sehr nachdrücklich unseren Lebensrhythmus stören, damit wir unsere Jagd nach Leben aufgeben. Gewöhnlich geschieht dies durch Schmerz oder Verlust. Gott bittet uns, die Dinge, die uns lieb und teuer sind und an die wir unser Herz gehängt haben, loszulassen, damit wir frei sind, unser Herz noch vollständiger ihm hin zu geben.

Nun behaupte ich nicht, dass Gott allen Schmerz in unserem Leben verursacht. Nein. Aber Schmerz bleibt niemandem erspart, und was fangen wir dann damit an? Was zeigt uns der Schmerz? Worauf will Gott hinaus? Wie wird er unseren Schmerz wieder stillen? Ich meine, es ist ja nicht so, dass Gott nicht unser Glück will. Er will es. Nur weiß er, dass wir nicht wirklich glücklich sein können, solange wir nicht unser ganzes Herz an ihn verschenkt haben.

 

Ich habe eine Entscheidung getroffen und mache mich auf den Weg, lasse los und habe die Hände frei, die Gott dann wieder füllen kann - ER, mein Ein und Alles.

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